Der Arbeitsklima­index 03/15 bestätigt einmal mehr: Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei Arbeitszeiten auseinander.

Seit Jahren liegt die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit vollzeitbeschäftigter ArbeitnehmerInnen bei rund 42 Stunden in der Woche. 47 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten müssen gelegentlich Überstunden leisten, 17 Prozent sogar häufig. Während Überstunden vor allem von Vollzeit­beschäftigten erbracht werden, liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten, die häufig Mehrstunden machen ­müssen bei neun Prozent.

Insgesamt arbeiten rund ein Viertel aller Beschäftigten mehr als vierzig Stunden pro Woche, jede/r Zehnte sogar über 45 Stunden. Lange Arbeitszeiten erschweren dabei nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Privat­leben sondern gehen auch auf Kosten der gesundheitlichen Verfassung und des persönlichen Wohlbefindens. Im Arbeitsklimaindex heißt es dazu:

„Fast 40 Prozent der Beschäftigten mit häufigen Überstunden bezeichnen ihre work-life-balance als mittel bis schlecht. Auch atypische Arbeitszeitregelungen wie Schichtarbeit oder Arbeit auf Abruf behindern die ­Vereinbarkeit.“

Steigende Unzufriedenheit mit realen Arbeitszeiten

Besonders betroffen hinsichtlich ­langer Arbeitszeiten sind dabei KraftfahrerInnen und BauarbeiterInnen. Hier erbringen rund drei Viertel der Beschäftigten zumindest gelegentlich Überstunden. Ebenfalls deutlich über dem Schnitt mehr gearbeitet wird im Tourismusbereich: Hier arbeiten ­Vollzeitbeschäftigte mit durchschnittlich 44 Wochenstunden überhaupt am längsten. „Kein Wunder, dass in dieser Branche die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung am geringsten ist.“ Wobei die Zufriedenheit mit den Arbeitszeitregelungen über alle ­Branchen und Berufsgruppen seit ­Jahren sinkt.

Vereinbarkeit Arbeit-Privatleben schwierig

Besonders schwierig stellt sich die Situation für alleinerziehende Mütter dar: Nur 19 Prozent der Betroffenen gelingt eine problemlose Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben. Im Index heißt es dazu: „Dass die Arbeitszeit von Männern und Frauen aus­einanderklafft, ist bekannt. Geradezu paradox ist, dass Frauen mit Kindern weniger Stunden arbeiten, während Väter ihre Arbeitszeit sogar noch ­ausweiten – auf deutlich über vierzig Stunden pro Woche.“

Dass lange Arbeitszeiten auch auf Kosten der Gesundheit gehen ist so weit bekannt. Kürzere Arbeitszeiten reduzieren die gesundheitliche ­Belastung: So geht es 39 Prozent der Beschäftigten, die weniger als 38,5 Stunden arbeiten, etwa sehr gut, allerdings schon nur noch dreißig ­Prozent, die mehr als vierzig Stunden wöchentlich arbeiten.

Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten

Ebenfalls klar zum Ausdruck kommt der Wunsch nach kürzeren Arbeits­zeiten: Könnten sich die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten selbst aussuchen, würde eine große Mehrheit von ­sechzig Prozent am liebsten zwischen 35,1 und vierzig Stunden wöchentlich arbeiten und nur neun Prozent über vierzig Stunden. Die Realität stellt sich anders dar und weicht vom Wunsch doch deutlich ab: Denn „nur“ 48 Prozent arbeiten zwischen 35,1 und ­vierzig Wochenstunden, aber 27 Prozent über vierzig Wochenstunden. In puncto Arbeitszeitverkürzung herrscht also dringender Handlungsbedarf. Damit Wünsche vielleicht doch einmal Wirklichkeit werden.

Quelle: Die Alternative

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