Dass Sprachförderung bereits bei den Jüngsten sinnstiftend für die Teilhabe an der Gesellschaft und einem erfolgreichen Leben ist, ist nicht neu. Das betrifft alle Kinder, unabhängig davon, ob sie Deutsch als Muttersprache haben oder als Zweitsprache. Denn auch die Zahl der Kinder, die Deutsch als Muttersprache hat, diese aber noch nicht altersentsprechend einsetzen kann, steigt stetig an.

Die Politik hat auf den wachsenden Bedarf reagiert und den Ausbau der Sprachförderung unter anderem in den Kindergärten beworben.

Nicht nur in den Kindergärten der Stadt Wien werden Kinder in den Gruppen in ihrer Sprachentwicklung zusätzlich unterstützt, doch sind die Regelungen für die Sprachförder*innen in öffentlichen und privaten Einrichtungen massiv verschieden. Private Standorte und ihre Führungskräfte handhaben die Personalführung und Gestaltung der Abläufe anders. Das zeigt sich auch bei Teambesprechungen, Überstunden und Fortbildung. Dass da langsam aber sicher Unmut aufkommt, ist wohl nicht verwunderlich. Da braucht es dringend Klarheiten und faire Arbeitsbedingungen.

Teilweise handelt es sich bei den Fachkräften der Sprachförderung um ausgebildete Pädagogi*innen, die sich entschieden haben, ihr Arbeitsfeld etwas zu verändern. Doch an den Standorten fehlen Pädagog*innen und können auch durch andere Berufsgruppen nicht mehr ersetzt werden, weil aus der Belastungssituation und weiterhin durch Covid und andere Erkrankungen Krankenstände entstehen, die noch mehr Personal ausfallen lassen. Was also tun?

Aus der Sprachförderung wieder in die Gruppen?

Die Suche führt schnell in die Sprachförderung. Mitarbeiter*innen werden abgezogen und statt Pädagog*innen in Gruppen eingesetzt. Sie müssen in kürzester Zeit den Standort, die Kolleg*innen und die Kinder kennen lernen. Jede*r, der/die mit Kindern arbeitet, weiß, dass das keine Angelegenheit von Minuten ist, sondern seine Zeit braucht. Das haben sich auch die Kinder verdient. Auch wenn es eine Notlösung ist – und wir wissen wohl, dass es dabei nicht so einfach bleibt – liegen die Risiken für die betroffenen Mitarbeiter*innen auf der Hand, liegt doch ihr Fokus auf der Sprachförderung und nicht am Überblick über das Gruppengeschehen und der täglichen Bildungs- und Erziehungsarbeit mit den Kindern.

Die Katze beißt sich doch auch ein wenig selbst in den Schwanz, wenn die Personalgruppe eigentlich aufgestockt werden soll und dann aber aus einer Not heraus, die klare Ursachen hat, anders eingesetzt wird, um den Betrieb an den Standorten aufrecht zu erhalten.

Wie kann es sein, dass hier die Betreuungspflicht den Kinderschutz und die Aufsichtspflicht toppt? Heißt das, Betreuung um jeden Preis? Hauptsache das Kind muss nicht mit in die Arbeit genommen werden?

Damit ist auch gleich der Begriff Betreuung in Frage zu stellen. Wir sind nicht in einer Hotelanlage unter Palmen und auch nicht im Ikea Bällebad. Frei nach dem Motto, wenn wir sie nicht bilden können, dann eben nur noch betreuen und bewahren, bis sie wieder abgeholt werden.

Wo führen die vielen Nachsichten in allen möglichen Bereichen hin? Sie erzeugen ein falsches Bild in der Öffentlichkeit. Die heile Welt bröckelt aber spätestens beim nächsten Zwischenfall, oder wenn auch diese Mitarbeiter*innen an der Belastung zerbrechen.

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