Der Krieg in der Ukraine spült immer mehr ukrainische Familien nach Wien. Einige sind nur Durchreisende, andere wiederum bleiben hier. Dimitri ist mit seiner Familie in Wien geblieben. Derzeit leben sie in einem Hotel, das man den Ukrainern zur Verfügung gestellt hat, will aber schnell eine eigene Wohnung finden. Sein Sohn ist 15 Jahre alt und ein begeisterter Fußballspieler. In seiner Heimat hat er in einer Akademie trainiert, die von Schachtjor Donezk betrieben wurde. Der Krieg beendete seine fußballerische Karriere schlagartig, jetzt will er hier in Österreich weiter machen.

Und so ist Dimitri mit seinem Sohn zu uns auf den Fußballplatz gekommen. Beide sprechen neben Ukrainisch bzw. Russisch nur ein wenig Englisch, gehen aber schon in Deutschkurse, um schnellstmöglich mit uns reden zu können. Inzwischen kommunizieren wir mit Hilfe von Spielern und Trainern, die entweder russisch oder serbisch können – oder wir verwenden Google Übersetzer. Hilft auch das nicht, reden wir mit Händen und Füßen. Es ist mühsam, aber es geht. Und es ist manchmal sogar richtig lustig.

Während der Bub trainiert, erzählt uns Dimitri von seiner Heimat. Von seiner fast hundertjährigen Großmutter, die in einem Dorf in der Nähe von Charkiw lebt und täglich die Bombardierungen mitbekommt. Oder von seiner Mutter, die auch noch in der Ukraine lebt, weil sie sich nicht vorstellen kann, woanders noch einmal etwas aufzubauen. Dimitri ist gelernter Förster, hat die BOKU (oder das ukrainische Gegenstück dazu) absolviert und eine eigene kleine Firma gehabt. Es war nicht leicht in den letzten Jahrzehnten, Korruption und Armut haben bei vielen Leuten die Schranken fallen lassen. Überall musste man ein „Bakschisch“ zahlen, um etwas zu bekommen. Mit Selenskij ist es aber besser geworden, die Ukraine wurde westlich-modern. Und dann kam der russische Einmarsch.

Ukriane: Krieg schon seit 2014

Die Ukraine ist in Wirklichkeit schon seit 2014 im Krieg mit Russland, zuerst die Annexion der Krim, dann der Freischärlerkrieg im Donbass, der von Putin massiv unterstützt wird. Und jetzt eben die russische Invasion der Ukraine. Auf die Frage, was er glaube, dass Putin vorhat, meinte Dimitri nur lakonisch:

„Putin will die Rohstoffe, Putin will die Schwarzmeerhäfen. Aber er hat sich verrechnet. Kein Ukrainer will zu Russland, wir haben gesehen, was Putin aus dem Land gemacht hat, wir haben gesehen, was er im Donbass macht. Und wir haben keine Angst. Putin kann nicht gewinnen!“

Dimitri selber war auch beim Militär, später bei einer Sicherheitsfirma. Er kennt den Krieg, wurde schon einmal schwer am Kopf verletzt und ist deshalb jetzt geflohen. Er will in Österreich bleiben, sucht schon Arbeit und hofft, bald für seine Familie eine Heimat gefunden zu haben.

Sein Sohn kann jedenfalls bei uns trainieren und bekommt auch hoffentlich bald – wenn sich der ÖFB dazu entschließt – eine Spielerlaubnis.

Ich weiß natürlich nicht, was von dem, was mir Dimitri erzählt, auch einer genauen Prüfung standhalten würde, als subjektive Meinung eines von dort Geflohenen kann man es aber auf jeden Fall so stehen lassen.

*(Name von der Redaktion geändert – oder auch nicht)

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