Im März 2019 ging ich nach 42,5 Jahren als Basis-Sozialarbeiter bei der MA 11 in Pension. (Das Wechseln in den Ruhestand klingt für mich blöd und kein Mensch außerhalb des Magistrats kann damit was anfangen.)
Zuletzt hieß mein Arbeitsplatz Regionalstelle für Soziale Arbeit, angefangen habe ich im Jugendamt. Ich habe den Arbeitsplatz nie gewechselt, ich war immer in „meinem“ Favoriten. Nicht viel kürzer war ich bei der Gewerkschaft/Personalvertretung aktiv. Beides habe ich gerne gemacht. Herausfordernd sollte mein Leben sein. Ich freute mich auch auf die Pension. Das Arbeitsende war ja lange geplant. Ich konnte nun dann etwas unternehmen, wann das Wetter passt, musste Urlaube nur mit der Frau absprechen. Jetzt nach einem Jahr Corona war ich froh, dass ich auf Drängen meiner Frau ein Jahr früher mit 64 aufgehört hatte. Ich hätte sonst ja die Pension mit einem Lockdown im März 2020 begonnen…
Ich begann meine Pension mit einer lang geplanten Radtour im Mai 2019 zu einem Freund nach Belgien. Es war ja jetzt egal wie lange ich dafür brauchen würde. Das war im Arbeitsleben so nicht möglich. Und dann machten wir altes Ehepaar viele Pläne. Schnell noch wo hin, solange weite Reisen altersmäßig gut verträglich sind. Naja es kam anders, ein Jahr ist jetzt Pause damit. Noch mehr geht es mir ab mich mit Menschen zu treffen und etwas gemeinsam zu unternehmen. Zum Glück haben wir die kurze Pause im Sommer 2020 genützt. Aber das alles ist Raunzen auf hohem Niveau. Ich bin gesund, bekomme ausreichend Geld und brauche mir so eigentlich keine Sorgen zu machen.
Ich habe noch recht viel Kontakt zu ehemaligen Arbeitskolleg*innen.
Mir tun sie alle leid unter diesen Bedingungen arbeiten zu müssen. Für mich war das persönliche Gespräch sowohl in der Sozialarbeit als auch in der Gewerkschaft/Personalvertretung das Essenzielle um erfolgreich zu arbeiten. Eine Kommunikation über Bildschirm mit den neuen Technologien kann ich mir nur
schwer vorstellen. Mit dem Gedanken an Homeoffice kann ich mich noch weniger anfreunden. Ich habe immer ein Team um mich gehabt und das auch gebraucht. Wenn ich mir das alles durch den Kopf gehen lasse dann muss ich sagen, mir geht´s gut, ich bin rechtzeitig alt geworden.
Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Mehrheit des anderen politischen Lagers und dann die Möglichkeit auch die „Kurzfinanziers“ mitzahlen zu lassen, um das alles wieder finanziell zu reparieren. Sonst zahlen vielleicht meine jetzt wirklich armen zwei Enkel (15 und 13 Jahre alt) noch an den Folgen dieser Pandemie. Die Hoffnung muss bleiben und dafür muss man auch was tun.
Zum Schluss: In zwei Wochen bekomme ich die „Impfung“ und dann freue ich mich auf ein freieres Leben und auf analoge soziale Kontakte wie z.B. Treffen mit Pensis.