Wie jedes Jahr ist auch heuer wieder der Weltfrauentag. Am 8. März werden wir wieder den längst überfälligen Frauenrechten gedenken. Immerhin einmal im Jahr fokussieren wir uns auf die Bevölkerungsgruppe in Österreich, die die Mehrheit der Bevölkerung stellt. Doch ist es tatsächlich so, dass die Gleichberechtigung Einzug gehalten hat?

Weltfrauentag 2024: Alles weiter fest in Männerhand

Betrachten wir die politischen Funktionär*innen, stellen wir fest, dass die wichtigsten Ämter nach wie vor fest in Männerhand sind. Im Nationalrat, immerhin 183 Sitze stark, sitzen aktuell 75 Frauen, ein Prozentsatz von 40,98% im Parlament. Das höchste Amt im Staat, der Bundespräsident ist bisher noch nie von einer Frau ausgeübt worden. Die einzige österreichische Bundeskanzlerin war Brigitte Bierlein, die einer Expertenregierung vorstand, nachdem die schwarz-blaue Koalition im Nachgang der Ibiza-Affäre, verbunden mit der Entlassung des FP-Innenministers Kickl zerbrochen ist. Vom 03.06.2019 bis zum 07.01.2020 durfte sie dieses Amt ausfüllen. Eine weitere Frau in einer hohen Position war die erste Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Von 2004 bis 2006 zunächst zweite Nationalratspräsidentin, war sie bis zu ihrem Ableben 2014 die erste Nationalratspräsidentin und damit Stellvertreterin des Bundespräsidenten.

Schaut man sich das höchste Amt in Wien an, nämlich den Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann stellt man fest, dass bisher ausschließlich Männer dieses Amt ausgefüllt haben. Manchmal sprichwörtlich. Frauen waren in der Landespolitik nur in der zweiten Reihe vertreten, immerhin durften einige Frauen als Vizebürgermeisterinnen firmieren.

Frauen bei der Stadt Wien: Unterrepräsentiert in leitenden Funktionen und Gewerkschaft

Beim Magistrat der Stadt Wien, unserem Dienstgeber, gibt es seit 1872 einen Magistratsdirektor, seit 1876 auch einen Vizemagistratsdirektor. Die Schreibweise ist kein Fauxpas sondern der Tatsache geschuldet, dass diese Funktionen ausschließlich männlich besetzt sind. Auch bei den Abteilungsleiter*innen in der Stadt Wien gibt es einen klaren Überhang an männlichen Leitungen bei einem klaren Überhang an weiblichen Bediensteten.

In der Gewerkschaft sieht es ähnlich aus: Der ÖGB Präsident war noch nie weiblich besetzt, die Teilgewerkschaften auch fest in männlicher Hand, lediglich die GPA hat eine weibliche Vorsitzende. Frauenarbeit in der Gewerkschaft ist immer noch vom Goodwill der Männer abhängig, die weiblichen Gewerkschaftsmitglieder bzw. die für die Personalvertretung wahlberechtigten Frauen dürfen ihre Kandidat*innen nicht selber wählen. Diese werden durch das Wahlergebnis bestimmt und von den Fraktionen beschickt, die großteils männliche Vorsitzende haben. Lediglich die zweitgrößte Fraktion der YOUNION, unsere KIV/UG hat eine weibliche Vorsitzende.

Noch erbärmlicher sieht es in der Privatwirtschaft aus

In der Privatwirtschaft sieht es noch erbärmlicher aus: Von den 212 Spitzenpositionen in börsennotierten Unternehmungen sind 19 mit Frauen an der Spitze vertreten, was einer Quote von knapp 1,9% entspricht. In Österreich arbeiten rund 78% aller Männer und 70,1% aller Frauen. Das ist zwar frauenbedingt eine der höchsten Erwerbsquoten in Europa wird aber durch die Tatsache, dass 50,7% der Frauen nur in Teilzeit arbeiten (können) relativiert. Bei Männern ist der Prozentsatz bei Teilzeit bei 12,6%.

Damit ist die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen in Vollzeitbeschäftigung bei 12,7%, d.h. Frauen bekommen um diesen Prozentsatz weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen, nimmt man die in Teilzeit arbeitenden Frauen dazu verschärft sich diese Schere auf über 20%.

Weltfrauentag 2024: Die Einkommensschere bleibt

Auch bei der Stadt Wien verdienen Frauen immer noch weniger als Männer, obwohl es hier aufgrund der Dienstrechte eigentlich nicht sein dürfte. Die Problematik (bei Vollzeitbeschäftigen) ist aber immer noch, dass z.B. Karenz – egal in welcher Form – zu einem überwältigenden Teil Frauenarbeit ist. Männer gehen selten in Karenz, was auch daran liegt, dass die oben erwähnte Einkommensschere, verbunden mit der Höhe des Kinderbetreuungsgeldes auch eine ganz profane finanzielle Entscheidung für Familien ist. Damit verbunden ist auch unser Dienstrecht dahingehend ungerecht, als das die Karenzzeiten erstens nicht voll angerechnet werden und zweitens in dieser Zeit, wo Frauen in Karenz sind, Männer im Beruf stehen, was für die Besetzung von Leitungspositionen trotz des Passus „Bei gleicher Qualifikation sind Frauen zu bevorzugen“ natürlich ein reiner Hohn ist.

Männer entscheiden, wer Frauen politisch vertreten soll

Und hier stellt sich dann die Frage: Warum ist das so? Schauen wir wieder auf die politischen Entscheidungsträger*innen. Die Frau Frauenministerin zum Beispiel. Welche Verbesserungen hat sie aufgrund ihrer Funktion erreicht? Welche Qualifikation hat sie überhaupt, diese Funktion auszuüben? Wer hat sie auf diesen Posten gesetzt?

Dieses Spiel können wir jetzt quer über die Frauengremien spielen, immer sitzen die jeweiligen Funktionsträgerinnen aufgrund der Entscheidung von Männern auf diesen Posten. Und nicht, weil sie von Frauen dorthin gewählt wurden.

Bei den heurigen Wahlen wird es wieder diese Problematik geben. Sieht man sich die Personalvertretungs- und Gewerkschaftswahlen an wird man feststellen, dass sich durchwegs Männer für die Funktionen bewerben. Bei den EU-Wahlen könnte es in Punkto Spitzenkandidat*innen besser aussehen, bei den im Herbst anstehenden Nationalratswahlen wird wohl nur eine Partei eine Frau als Spitzenkandidatin aufstellen. Mithin haben die Wähler*innen nur ganz geringe Chancen, ihre Vertreter*innen zu wählen.

Was kann man dagegen tun?

An dieser Frage scheitere ich ehrlich gesagt. Weil es keine schnelle Lösung gibt, da doch alle Parteien und viele Fraktionen dieses Ungleichgewicht fördern oder zumindest pflegen. Von einer Gleichberechtigung sind wir heute noch genauso weit weg wie vor hundert Jahren. Trotz Wahlrecht, trotz einer Mehrheit an weiblichen Staatsbürger*innen.

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