Das Leben der Elly Beinhorn.

Frauen und Fliegen – zu Beginn des letzten Jahrhunderts etwa so exotisch, wie heute Frauen in Aufsichtsräten. Eine der Pionierinnen des bemannten Sportfluges war Elly Beinhorn. Geboren als Elly Maria Frida Rosemeyer-Beinhorn in Hannover war sie ein Kind der Wilhelminischen Zeit. 1907 war eine Zeit des Fortschrittes, die neuen Technologien wie Automobile, Zeppeline, Hochgeschwindigkeitseisenbahnen und eben Flugzeuge fanden ein breites Publikum – die Begeisterung jener Zeit war grenzenlos. Vor allem im Deutschen Reich wurden überall Flieger­schulen gegründet – der Weltkrieg von 1914 war zwar noch in weiter Ferne, warf aber doch auch seine Schatten voraus. Als der Franzose Louis Bleriot 1909 als erster den Ärmelkanal überflog, wollten auch die flugbegeisterten Menschen in Deutschland nicht nachstehen.

Elly Beinhorn quelle Bundesarchiv

Elly Beinhorn erlebte als kleines Kind jene atemlose Ära, die sich im Gewitter des Ersten Weltkrieges und der damit verbundenen Nieder­lage des kaiserlichen Deutschlands manifestierte, und wurde angesteckt. Nach der Schule, die sie vor dem Abitur verließ – sie wuchs in einem gutbürgerlichem Umfeld auf – bewarb sie sich zunächst beim Tierpark Hagenbeck bzw. bei der UFA (wo sie beide Male abgelehnt wurde) und begann mit 21 Jahren, man schrieb inzwischen das Jahr 1928, nach einigen Schwierigkeiten (man traute ihr nicht zu, den Pilotenschein auch tatsächlich zu erwerben) ihre Flugausbildung. Dabei musste sie mit 21 Jahren alleine nach Berlin ziehen, wo sie während ihrer Flugausbildung einige später prominente Zeitgenossen wie Wernher von Braun oder Hanna Reitsch traf. Einer ihrer späteren Fluglehrer war auch Robert Ritter von Greim, der letzte Ober­befehls­haber der Deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

Ein Jahr später hielt sie allen Kritikern zum Trotz den begehrten Piloten­schein in Händen und steuerte auf ihr nächstes Ziel zu: einer Welt­umrundung mit dem Flugzeug. Zunächst einmal hielt sie sich als Kunstfliegerin mehr schlecht als recht über Wasser, bekam jedoch schon bald ihre große Chance, in Gestalt der Deutschen Damenkunst­flugmeisterschaft in Bonn. Leider las Elly die Regelments nicht richtig und vollführte ihre Flugmanöver nicht regelkonform. Dies kostete sie den Sieg, machte sie jedoch immer bekannter. Ihre Bekanntschaft zu Katja Heidrich war es schließlich, die den Weg zu ihrem großen Traum ebnete: der Weltumrundung.

Elly Beinhorn quelle Bundesarchiv2

Gemeinsam mit dem österreichischen Afrikaforscher Hugo Bernatzik unternahm sie 1931 einen Afrikaflug, welcher sie entlang der west­afrikanischen Küste bis nach Guniea Bissau führte. Nach ihrer Rückkehr bereitete sie die Weltumrundung vor. Am 4. Dezember 1931 war es endlich soweit: Ihr Flugzeug, eine Klemm KI 26 hob von Berlin Staaken aus ab, um in Richtung Istanbul zu fliegen. Diese Etappe musste in mehreren Abschnitten getätigt werden, da Beinhorns Maschine nur eine Reichweite von etwa 500 Kilometern hatte. Zwischen­landungen in Breslau, Budapest, Belgrad und Sofia waren die Folge, ehe Istanbul erreicht wurde. Von dort ging es über Aleppo und Bagdad bis nach Banda Dilama wo sie wegen eines Kolbenfressers notlanden musste. Nach Reparatur des Schadens ging es weiter Richtung Karachi und von dort nach Dheli. Kalkutta, Bangkok und Singapur (wiederum mit Zwischenlandungen) waren die nächsten Ziele. Dabei ließ sich Beinhorn Zeit und lernte immer wieder lokale Berühmtheiten wie zum Beispiel den Flieger Moye Stevens und seinen Begleiter, den Reiseschriftsteller Halliburton und Marga von Etzdorf, ebenfalls eine der deutschen Flugpionierinnen, kennen. Stevens und Halliburten waren es auch, die Elly bis nach Karachi begleiteten.

Bei dieser Gelegenheit erfüllte sich Elly auch einen Herzenswunsch: einmal den Himalaya mit seinem höchsten Berg, den Mount Everest zu überfliegen. Danach ging es weiter nach Bangkok, wo sie den australischen Flieger Charles Kingford traf, der ihr von Australien erzählte. Aufgrund der ungewissen politischen Lage – in der Mandschurei waren die Japaner gerade dabei, China anzugreifen – verwarf Elly Beinhorn den Plan, über China und Japan zu fliegen. Stattdessen flog sie über Java und Sumatra weiter nach Australien.

Am 22. März 1932 erreichte sie im Beisein von drei australischen Wasserflugzeugen Darwin, wo man sie begeistert empfing. Der Flug über die Timorsee war trotz aller Bedenken bezüglich des Flugzeuges – wie erwähnt betrug die normale Reichweite nur rund 500 Kilometer – perfekt gelaufen. Von Darwin aus ging es weiter nach Sydney, Australiens größter Stadt. Dort hatte Beinhorn das Problem des Weiter­fluges. Ein Direktflug nach Südamerika war für die kleine Maschine viel zu weit, außerdem war die Navigation zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen. Also wurde die Maschine zerlegt und per Schiff zunächst nach Wellington, später dann nach Panama ransportiert. Dort angekommen wurde ihr klar, dass es in dieser Weltgegend kaum Flughäfen und noch weniger Möglichkeiten zum Auftanken gibt.

Sie ließ sich schließlich Zusatztanks einbauen, die ihre Reichweite mehr als verdoppelten. Damit flog sie nach Cali in Kolumbien, wo sie als erste Sportfliegerin landete. Von Cali aus ging es nach Peru und weiter nach Chile. In Santiago wurde sie begeistert empfangen, obwohl sich das Land zu dieser Zeit in einer schweren innenpolitischen Krise befand. Von dort aus machte sie sich – mit einer mängelbedingten Unterbrechung – nach Buenos Aires auf, ihrer vorletzten Etappe vor der Einschiffung nach Europa. Eigentlich wollte Beinhorn noch nach Rio de Janeiro fliegen, schlechtes Wetter zwang sie jedoch, ihr Flugzeug schon in Argentinien abzubauen und zu verschiffen. Das brasilianische Condor Syndikat, eine Fluglinie, die von der Lufthansa finanziert wurde, stellte Elly Beinhorn eine Maschine zur Verfügung, mit der sie vorausflog.

In Bahia begab sie sich an Bord der „Cape North“ und erreichte nach dreiwöchiger Überfahrt Bremerhaven. Mit der wieder zusammen­gebauten Klemm ging es am 26. Juli 1932 nach Hannover und von dort nach Berlin. Ihr Abenteuer war damit aber noch nicht zu Ende, summierten sich doch die Schulden der jungen Frau auf 16.000 Reichsmark. Reichspräsident von Hindenburg half jedoch und spendete den mit 10.000 Mark dotierten „Hindenburgpokal für die beste sportfliegerische Leistung“, den Rest der Schulden übernahm der deutsche Reichsverband der Deutschen Flugindustrie dafür, dass sie ihre Maschine voll funktionstüchtig und unbeschädigt zurück­gebracht hatte.

Elly Beinhorn quelle ETH

Durch ihre Weltumrundung endgültig einer breiten Öffentlichkeit bekannt, nutzte sie diese Popularität weiter aus: Flüge nach Afrika, die Vereinigten Staaten und Europa folgten, darunter auch der spektakuläre 24-stündige Flug von Gleiwitz nach Istanbul und retour. Weitere Langstreckenflüge folgten.

Privat fand Elly Beinhorn ihr Glück mit dem ebenfalls bekannten Renn­fahrer Bernd Rosemeyer, den sie 1936 heiratete. Ein Jahr später folgte die Geburt von Bernd jun. Die Ehe dauerte allerdings nur zwei Jahre, im Jänner 1938 wurde Rosemeyer bei einem Geschwindigkeitsweltrekordversuch getötet.

Beinhorn unternahm vor Beginn des Zweiten Weltkrieges noch einige Langstreckenflüge, so auch nach Indien, wo sie ihr neues Flugzeug dem Maharadscha von Baripada vorführen wollte. Danach flog sie wegen der unsicheren politischen Lage – der Zweite Weltkrieg warf seine Schatten voraus – wieder zurück. Als der Krieg am 1. September 1939 auch tatsächlich ausbrach, hielt sich Beinhorn zurück. Anders als andere Pilotinnen wie Hanna Reitsch oder Beate Uhse, wurde sie kein Mitglied der Luftwaffe und zog sich ins Privatleben zurück. Sie heiratete 1941 den Unternehmer Karl Wittman und bekam mit ihm eine Tochter, Elly-Barbara. Es folgten mehrere kriegsbedingte Umzüge von Berlin nach Ostpreussen und von dort ins schwäbische Trossingen, wo sie das Kriegsende erlebte.

Bis 1951 flog Beinhorn nicht mehr, da die alliierte Militärverwaltung Deutschen jegliche fliegerische Betätigung untersagte. Erst ein Angebot aus der Schweiz, verbunden mit der Zusicherung, in Bern ihren Flugschein erneuern zu können, machte es Elly möglich, ihrer Leidenschaft weiter nachzugehen. Von Neuenburg (Neuchatel) aus unternahm sie Flüge in ganz Europa, wo sie in ihrer neuen Profession als „Fliegende Reporterin“ tätig war. Diese Tätigkeit bescherte ihr dann auch eine Anstellung bei WDR, wo sie Rundfunksendung „Der Zebra­streifen“ moderierte. Später bekam sie auch eine eigene Fernseh­sendung namens „Fünf Zimmer höchstens“, die auf ihrem in den Fünfzigern geschriebenen gleichlautenden Roman basierte. Als 1958 den Deutschen das Fliegen wieder erlaubt wurde, erneuerte sie ihre Fluglizenz und flog bis ins Jahr 1979 hinein regelmäßig weiter. Mit 72 Jahren gab Elly Beinhorn ihre Pilotenlizenz freiwillig ab und ging in Pension.

Sie starb am 28. November 2007 in München. Ihr Grab befindet sich jedoch auf dem Dahlemer Waldfriedhof in Berlin.

wikipedia: Elly Beinhorn – Weltumrundung

Abendzeitung München: Sohn von Elly Beinhorn, Bernd Rosemeyer

Fembio: Elly Beinhorn

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