Unser Reporter begibt sich heute in den Tierpark Schönbrunn. Sein Ziel ist der Giraffenpark, wo der neue Superstar der SPÖ, das Giraffenmädchen „Amari“ zuhause ist. Sie ist die vierte Kandidatin bei der Wahl zum Parteichef gewesen. Nachfolgend das erste sensationelle Interview mit „Amari“:
R: Guten Tag, Frau Amari, es freut mich, dass Sie Zeit für ein kurzes Interview haben.
G: Guten Tag, Danke für ihr Kommen, es freut mich sehr.
R: Fangen wir gleich mit der ersten Frage an: Warum haben Sie kandidiert?
G: Ich habe mir die Kandidatur lange überlegt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass die Partei eine Person mit Überblick braucht, die soziale und ökologische Aspekte im Blickpunkt hat. Gerade wir Giraffen sind vom Klimawandel und dem rücksichtslosen Kapitalismus der Menschen besonders betroffen. Ich wollte meinen Beitrag zu einer lebenswerteren Welt leisten.
R: Was bedeutet das genau?
G: Sehen Sie sich doch die Politlandschaft in Österreich an. Es gibt hier kaum fähige PolitikerInnen, die sich um die Anliegen der kleinen Giraffe kümmern. Keinen interessieren die einfachen BürgerInnen, ihre Sorgen und Nöte – im Gegenteil. Hemmungsloser Kapitalismus, Freunderlwirtschaft und Lobbypolitik werden betrieben. Daneben noch der unsägliche Rassismus, der in der österreichischen Politik Einzug gehalten hat. Ich meine, was hat die einfache Giraffe davon, auf die Gnus herabzuschauen, nur weil sie nicht so schön und groß sind. Auch Gnus sind Menschen wie Du und Ich und haben ein Anrecht, gut und vor allem sicher zu leben. Aber die ganzen Krokodile in der Politik verhindern das.
R: Sie wollen also der Zuwanderung nicht absagen?
G: Ganz bestimmt nicht. Österreich braucht mehr Gnus, die Wirtschaft braucht mehr Gnus und überhaupt – wer sind wir, anderen vorschreiben zu wollen, wo und wie sie leben. Nur weil sie anders sind als wir? Das ist so wie mit den Pferden und den Zebras. Was können die denn dafür, dass sie tagein- tagaus im Pyjama herumlaufen müssen? Deswegen sind sie doch keine schlechteren Giraffen als die Pferde.
R: Eine lobenswerte Einstellung zum Pluralismus. Glauben Sie, können Sie die Parteimitglieder mit diesem Programm überzeugen?
G: Ganz bestimmt. Pluralismus und Vielfalt sind ja gelebte Traditionen. In der SPÖ können sogar Ärztinnen und Polizisten mitmachen – ich bitte Sie, wo gibt es das sonst? Anderswo sind lebenslange Parteikader, die keinen einzigen Tag lang echt gearbeitet haben und auf guten Versorgungsposten sitzen, am Ruder. Ich meine, nicht einmal die Pferde haben den FPÖ Chef wollen. Das sagt schon viel aus – und Pferde sind sehr gutmütige Giraffen.
Bei uns wäre er nicht einmal in den Sattel gekommen, weil wir keinen Sattel dulden. Da hätte er höchstens den Tierpfleger geben können. Gigerer wäre er sicher ein guter – bei seiner Größe. Aber gut, er ist halt da. Schauen wir, dass er wie bisher nur von der Macht träumen tut.
R: Und das funktioniert?
G: Ganz sicher. Sehen Sie, ich habe ja schon die Krokodile angesprochen. Niemand braucht die Krokodile. Wirklich keiner. Also echt keiner. Sie haben überhaupt keinen Sinn für Etwas, ein Riesenmaul, immer schlechte Laune, tragen vollkommen unpassende Kleidung – sie selber sagen traditionell, in Wirklichkeit ist das Dinosaurierlook – und haben ein Erbsenhirn. Seien Sie ehrlich: Sowas soll ein Land regieren? Nein.
R: Beim Parteitag waren Sie ja nicht dabei. Warum nicht?
G: Es ist ganz einfach: Der ganze Parteitag war nicht für Giraffen mit Übersicht geschaffen, weder von den Räumlichkeiten noch von der Organisation her. Ich bitte Sie: Sogar Krokodile können bis 602 zählen. Sie verwenden zwar die Zähne in ihrem Maul dazu – trotzdem. Und dort konnte man es nicht? Na ja. Da ist Reformbedarf angesagt. Und dafür brauchen wir die Gnus. Die können zählen, müssen es sogar bei ihren riesigen Familien. Geht ja gar nicht anders.
R: Eine abschließende Frage: Was werden sie jetzt weiter machen? Geht Ihre politische Karriere hier zu Ende oder war es nur der erste Versuch, in die Politik einzusteigen?
G: Nein, ich gebe mich nicht so leicht geschlagen. Ich kandidiere wieder. Ganz klar. Und bis dahin tobe ich mich zuhause so richtig aus und dekantiere mich am guten veganen Futter, das mir aufgetischt wird.
R: Danke für das Interview und Alles Gute!
G: Sehr gerne. Ihnen auch. Viel Erfolg!