Mir geht es nicht gut…

Weihnachten steht vor der Tür, das bedeutet aber auch, dass das Virus noch verstärkter auftreten wird. ,,Die Regierung hat den Sommer und den Herbst wieder verschlafen, nur um die Fehler letzten Jahres zu wiederholen. (…) Die Situation der Jugend in Österreich ist prekär (…) Es ist Zeit, Ihre Ankündigung, die Jungen in den Mittelpunkt zu stellen, nun endlich nachzukommen.‘‘ – schreiben 32 Wiener Schulsprecher*innen in einem Offenen Brief an die Bundesregierung.

Doch was ist mit denen die kurz vor oder während der Pandemie die Schule abgeschlossen haben? Wie geht es diesen jungen Menschen? Finden sie Anschluss im Erwachsenenleben? Dazu wurden sieben Personen im Alter von 20 – 21 Jahren befragt.

1. Bei der Frage ob sich die Pandemie negativ auf das Leben der Befragten ausgewirkt hat, antworteten alle Befragten mit einem eindeutigen ,,Ja auf jeden Fall‘‘.

Tess (20): Die Pandemie hat definitiv Zukunftsängste in mir ausgelöst, da ich im Herbst 2020 zu studieren begonnen habe, hat sich mein Studentenleben fast zur Gänze Zuhause abgespielt. Somit konnte ich nur sehr wenige neue Leute in meinem Studium kennenlernen und bin daher sehr abgekapselt. Ich bin mir auch sicher, dass es meinen Studienkolleg*innen ähnlich geht. Auch, wenn ich sie nicht persönlich fragen kann.

Matthias (21): Mein Studium hat auf jeden Fall unter der Pandemie gelitten. Ich bin jetzt bald im 5. Semester meines Bachelorstudiums und hatte noch nicht einmal die Möglichkeit meine Studienkolleg*innen persönlich kennenzulernen, also dieser menschliche Aspekt fehlt mir sehr und schlägt auch enorm auf die Psyche.

Maria (21): Als die Pandemie anfing war ich 19 Jahre alt und im März 2020 hätte mein Erasmus-Auslandssemester in Berlin beginnen sollen. Darauf freute ich mich schon so lange. Die Monate davor habe ich damit verbracht, mir eine Wohnung in Berlin zu suchen, mich versichern zu lassen und mich auf die kommende Zeit zu freuen. Als ich dann aber alles absagen musste, habe ich den ganzen Tag in meinem Zimmer verbracht. Ich war so wütend und traurig.

2. Vor der Pandemie hatten vor allem Personen, die mit der Schule fertig waren, die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wie ihr Tag aussieht. Man konnte einfach mal spontan verreisen oder an einem Montag fortgehen. Doch wie sah es während den Lockdowns aus?

Pia (20): Da ich kurz vor der Pandemie vom Burgenland nach Wien in meine eigene Wohnung gezogen bin und in der Stadt fast niemanden kannte, habe die Tage während den Lockdowns in meiner Wohnung verbracht und meistens geschlafen. Mir hat einfach die Kraft gefehlt aufzustehen, weil ich ja sowieso alleine in meiner Wohnung war. Davor war es definitiv anders, weil ich gerne in die Bibliothek lernen gegangen bin und dann am Abend oft mit meinen Freund*innen ausgegangen bin.

Tess (20): Als die Pandemie ausgebrochen ist, war ich noch Schülerin, da hatte ich noch ein wenig Struktur in meinem Alltag. Ich habe meinen Tag mit Ausarbeitungen, Maturavorbereitungen und Online-Meetings verbracht. Ab und zu habe ich dann auch mit meinen ehemaligen Klassenkamerad*innen telefoniert. Als mein Studium dann anfing wurden die Vorbereitungen auf die Matura durch Online-Vorlesungen und Webinaren ersetzt. Doch mit Studienkolleg*innen konnte ich mich nicht austauschen, weil ich ja noch niemanden kennenlernen konnte. Ich habe es definitiv vermisst mit Freund*innen auszugehen oder sie einfach nur zu umarmen. Noch dazu hatte ich nie die Möglichkeit meine Matura so zu feiern, wie die Klassen vor mir. Ich konnte nie auf eine Maturareise fahren, etwas was ich niemals nachholen kann.

Melisa (21): Ich habe versucht am Anfang der Pandemie das bestmögliche daraus zu machen. Ich wollte meinen Tagesrhythmus beibehalten und auch Neues ausprobieren. Endlich mal mit dem Buch beginnen, welches seit Ewigkeiten in meinem Regal steht. Doch der Lockdown nahm kein Ende. Ich hatte schon nach kurzer Zeit sehr große Langeweile, doch habe trotzdem versucht für meine Prüfungen zu lernen. Das hat leider nicht so gut funktioniert. Die Spontanität hat definitiv gefehlt. Jeder Tag war wie der zuvor.

Jugend in der Pandemie

3. Doch nicht nur der Alltag an sich hat sich total verändert, sondern auch die Gedanken und Ängste. Wie haben sich die Befragten denn während den Lockdowns gefühlt?

Melisa (21): Scheiße, ich hoffe wir müssen keine weiteren Lockdowns durchmachen.

Matthias (21): Während des Lockdowns ist es allgemein schwer an positiven Gedanken festzuhalten und dementsprechend schlecht ging es mir da auch. Doch zum Glück geht es mir jetzt besser, da ich meine Freunde wieder sehen kann.

Pia (20): Eher schlecht, da ich die Lockdowns isoliert in meiner eigenen Wohnung verbracht habe. Das schlägt schon auf die Psyche.

Alexis (21): Während des Lockdowns waren es meist negative Gefühle, ich hatte große Sorgen über meine berufliche Zukunft, denn trotz Pandemie wurde von uns höchste Leistung abverlangt, egal wie es uns psychisch geht. Mittlerweile sind diese Gefühle nicht mehr so stark, weil die Impfung auf ein baldiges Ende der Pandemie hoffen lässt.

4. In Österreich wird seit über einem halben Jahr geimpft. Trotzdem sind immer noch viel zu wenige Personen geimpft, um die Sicherheitsmaßnahmen mit gutem Gewissen aufzuheben. Alle Befragten haben sich impfen lassen, weil sie keine Bedenken an der Impfung haben.

Tess (20): Die Impfung ist die beste Lösung, denn von Lockdown zu Lockdown zu leben ist absolut keine Option für mich und meines Erachtens auch nicht zumutbar.

Kathi (21): Ich bin geimpft. Doch ich teste mich immer noch regelmäßig. Nicht so oft wie vor der Impfung. Doch wenn ich mal auf eine Party oder in den Club gehe. Ich lasse mich aber auch testen, wenn ich mich angeschlagen fühle.

Alexis (21): Natürlich bin ich geimpft. Doch leider sind immer noch viel zu wenige Personen geimpft. Wenn ich die Möglichkeit hätte die Regierung zu beraten, würde ich deutlich mehr Ressourcen in die Impfkampagne stecken. Da geht es vor allem um junge Menschen, bei denen der Anteil an Ungeimpfen noch am höchsten ist. Hier braucht es eine starke Kampagne, etwa online auf Social Media mit reichweitenstarken Influencer*innen oder offline mit Gesprächen an Schulen. Aber auch Personen mit nicht-deutscher Muttersprache wurden bisher nicht stark genug erreicht, hier braucht es vor allem mehrsprachige Informationen und es muss der direkte Kontakt zu den Communities hergestellt werden. Neben der Kampagnenarbeit würde ich auch die Regeln für Ungeimpfte noch verschärfen.

5. Während der Pandemie passierte viel, doch gleichzeitig auch so wenig. Es wirkt auf uns so als hätten alle, außer Studierende, jegliche Hilfe vom Staat bekommen.

Kathi (21): Ich denke das bezüglich des Studiums auf jeden Fall auf uns vergessen wurde. Durch Corona wurde uns Jugendlichen das Lernen und den Professor*innen das Lehren deutlich erschwert. Es fehlte an Konzentration, Motivation und Möglichkeiten, den Lehrstoff an uns weiterzugeben.

Melisa (21): Junge Menschen haben während der Pandemie schon oft versucht, den zuständigen Personen klarzumachen, dass es uns psychisch nicht gut geht und wir aber trotzdem versuchen solidarisch gegenüber den älteren Personen unserer Gesellschaft zu sein. Einerseits wird uns dann gesagt, dass man absolutes Verständnis dafür hat, dass wir es langsamer angehen müssen. Andererseits wird mitten in der Pandemie ein neues Universitätsgesetz beschlossen, welches das Studieren deutlich schwieriger und stressiger macht. In meinen Augen ergibt das überhaupt keinen Sinn.

Die Pandemie hat sich, wie man aus den Aussagen der Befragten herauslesen kann, sehr stark auf junge Erwachsene ausgewirkt. Das Lernen wurde enorm erschwert und durch das neue Universitätsgesetz fühlen sich die Befragten noch mehr im Stich gelassen. Viele Vorlesungen und Übungen finden vor Ort statt.
Da es aber wieder kälter wird und die Infektionszahlen ansteigen: wird es früher oder später wieder einen Lockdown geben? Doch die Hoff nung wird noch nicht aufgegeben. Hoff entlich lassen sich in den kommenden Monaten mehr Menschen impfen und schützen sich selbst somit vor einem schweren Verlauf mit dem Virus. Dadurch kann hoff entlich auch ein weiterer Lockdown umgangen werden.

Gastkommentar einer Studierenden, Name ist der KIV-Redaktion bekannt

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