„Die Beschäftigtenzahl im Dienstleistungssektor wird weiterhin ansteigen. Körperliche (teils schwere) Arbeit wird zwar weiterhin bestehen, jedoch wird das Arbeitsmittel Psyche für die Qualität und den Erfolg ausschlaggebend sein. Die Gesetzmäßigkeiten und die Funktionsweise des Arbeitsmittels Psyche sind unabdingbar in den Mittelpunkt von ArbeitnehmerInnenschutz, Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation zu stellen.“ (Hoffmann, 2021)

Die Systemrelevanz vieler Dienstleistungsberufe wurde im Verlauf der Corona-Krise mehr als deutlich. Nicht nur in den Gesundheitsberufen, sondern auch in der Sozialpädagogik wurden die Beschäftigten an ihre Leistungsgrenzen gebracht, teilweise überfordert und über längere Zeit übermäßig beansprucht. „Die Beschäftigten waren mit einer Situation konfrontiert, die ein diffuses mentales Modell bezüglich der Bedrohung durch das Virus erzeugte. Die daraus entstehenden Unsicherheiten, Unklarheiten, Ängste und Sorgen erforderten ein überdurchschnittlich hohes Maß an emotionaler Arbeit und Gefühlsarbeit und strapazierten auch die eigene Emotionsregulierung überdurchschnittlich.“ (Hoffmann, 2021)

Welches Spiel spielen wir? Auf jeden Fall spielt unsere Psyche mit. War es vor der Corona-Krise des Öfteren „Mensch ärgere dich nicht“ mit: zurück zum Start, wie bringe ich alle Schäfchen ins Häuschen … so ist das System jetzt bei Mühle oder besser gesagt Zwickmühle angelangt. War der Personalstand schon vor der Krise nicht berauschend, so hat sich das in der Krise zum Personalnotstand entwickelt.

Derzeit entsteht das Gefühl, dass nur mehr Löcher gestopft werden, ähnlich wie beim Mühlespiel gibt es auf einer oder, mit viel Glück, auf mehreren Linien drei Steine, sprich drei Sozialpädagog:innen in einer WG. Aber kaum ist ein Loch geschlossen, wird – auch möglicherweise mit diesem Spielzug – oft ein neues eröffnet. Und wir sind müde, zu müde, um bei diesem Spiel mitzuspielen.

Die Beschäftigten wünschen sich Schutz vor dem Ausbrennen, vor der Überarbeitung! Oft entsteht das Gefühl, dass nur mehr der Eigenschutz bleibt. Wie sieht das aus? Nicht mehr Einspringen, wenn der Kollege krank ist. Nicht mehr abheben, wenn die Kollegin aufgrund von Coronaregeln freigestellt wird. Oder doch mit grippalem Infekt in den Dienst kommen? Wie mit der Bedrängung umgehen, wenn die Anrufe, SMS und Whatsapp-Nachrichten in der dienstfreien Zeit sich mehren. Locker verdrängen und sich erholen? Da spielt die Psyche vermutlich nicht mit. Wie aus diesem Teufelskreis ausbrechen?

Es scheint als wäre die Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs und die Fürsorgepflicht der Dienstgeberin nicht mehr vereinbar. Wie lässt sich das Problem lösen? Bitte nicht mehr auf unseren Schultern, unsere Psyche ist genug belastet. Wohl auch nicht auf der Hierarchieebene der Leiter:innen der Wohngemeinschaften und Krisenzentren, die nur zu offensichtlich versuchen das „(Zwick-)mühlenspiel“ gut zu meistern. Aber wenn keine Steine mehr da sind? Ab und zu werden sie dann selbst wieder zum Basisspielstein und übernehmen einen Nachtdienst. Aber wer die Spielregeln kennt, weiß, dass dies nicht zum Sieg führt! Wir anerkennen alle Leistungen der Führungspersonen, aber im Zwickmühlenspiel gibt es keine Sieger:innen. Und so bleibt uns nur als Personalvertreter:innen zu vermelden, wie so oft: Es braucht mehr Dienstposten! Und wiederholt zu zitieren: „ArbeitnehmerInnenschutz, Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation“ sind in den Mittelpunkt der Organisationsentwicklung zu stellen! [ak]

Quelle: HOFFMANN, P.: Arbeitsgegenstand Mensch: Die Psyche als Arbeitsmittel. In: Magazin Gesunde Arbeit. 2021 (4), S 180.

Link: Gesunde Arbeit – Arbeitsgegenstand Mensch: Die Psyche als Arbeitsmittel

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