Ein Buch von Friederike Gösweiner.

Wann beginnt endlich das Leben?

Wie fühlt es sich an, wenn nach erfolgreichem Studium trotz Bewerbungen und Casting-Marathon die ersehnte Arbeitsstelle ausbleibt? Friederike Gösweiner erzählt in ihrem Debüt von der Verzweiflung einer ganzen Generation, der heute ­Dreißigjährigen.

Hannah hat scheinbar alles um glücklich zu sein: ein absolviertes Studium, eine erfüllte Partnerschaft, eine gemeinsame Wohnung. Komplett wäre das rosarote Glück mit der ersehnten Arbeitsstelle, doch die bleibt trotz Bewerbungen und Casting-Marathon aus. Bis eines Tages die Aussicht auf ein Volontariat in Berlin winkt. Das Glück scheint perfekt und zum Greifen nahe, wäre da nicht die Entfernung zwischen beiden Städten, die unweigerlich Distanz erzeugt. Doch Hannah wagt den Sprung ins kalte Wasser, zieht zur Freundin nach Berlin und hofft auf die Realisierung ihrer Träume. Soweit, so gut.

Gewinner und Verlierer

Als nach absolviertem Volontariat Plan A scheitert, erinnert sich Hannah an ihren ­Studentenjob als Kellnerin. Alte Kontakte werden schnell aufgefrischt. Plan B kommt ins Spiel. Mit der erneuten Arbeit im Servicebereich eines Cafes überbrückt Hannah ihre quälenden Selbstzweifel. Doch nach kurzer Zeit wird schnell klar, dass aus der Übergangslösung keine Dauersituation werden darf.

Mit Jacob, ihrem ehemaligen Freund, tauscht sie regelmäßig sms. Insgeheim wünscht sie sich eine Rückkehr zu ihm, möchte aber keine Schwäche zeigen. Plötzlich auftretende Ängste und Atemnot deuten darauf hin, dass Hannah nicht bereit ist, sich fallen zu lassen, sich einem Menschen anzu­vertrauen und Schwäche zuzulassen. Bleibt der Rückzug ins Kinderzimmer der einzige Ausweg?

Die Tirolerin Friederike Gösweiner schildert in ihrem Debüt überzeugend die ­Isolation eines Menschen in einer karriereorientierten, technikverliebten Zeit. Protagonistin ­Hannah hat sich bemüht, abgerackert, hat alles versucht. Um sie herum sind scheinbar nur Gleichaltrige, die es „geschafft haben“, einen qualifizierten Job zu ergattern. Sie selbst definiert sich als Verliererin im Kampf um Arbeit, Anerkennung und Erfolg. Ein melancholischer Ton durchzieht den Roman, der Leistungsdenken nicht infrage stellt, Alternativen ausklammert. Trotzdem unbedingt lesen!

Geschrieben von Cornelia Stahl, Radio Orange.

Quelle: Die Alternative

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