Die Arschkarte ist wohl allen fußballaffinen Menschen ein Begriff. Der Schiri greift in die Gesäßtasche und holt bei Verstößen gegen die Spielregel die rote Karte heraus. Wie es dann weitergeht wissen alle. Die Spielregeln des Fußballs haben sich manchmal mit jenen der Kommunikation in unterschiedlichen Bereichen des Arbeitslebens analog dazu entwickelt. Nämlich dann, wenn sich Erwartungen bzgl. Dienstanweisungen nicht sofort leben lassen, wie es sich manche Kommunikationspartner*innen vorstellen. Besonders schwierig wird es, wenn Vorgesetzte und Personalvertreter*innen aufeinandertreffen. Gespräche entwickeln sich ganz rasch zu Konflikten, bei welchen Unverständnis,
Drohungen und Beleidigungen an der Tagesordnung stehen. Vieles hat damit zu tun, dass die Mitarbeiter*innen der MA 67 gleich zwei Herren dienen sollen: dem Herrn Magistrat und dem Herrn Polizei. Bedauerlicherweise wächst der Eindruck, dass die Vorgesetzten des Bundes glauben, die Magistratsleute wären eine Untergruppe zu ihrem Personal. Möglicherweise wird interpretiert, dass die zur Dienstleistung Abgeordneten weniger motiviert, weniger gebildet und überhaupt weniger menschlichen Wert haben. Darunter leiden zunehmend mehr und mehr Mitarbeiter*innen der MA 67. Der Umgangston ist unter jeder Kritik und die andauernden Repressalien sind wirklich kein Zuckerlecken.
Hier sind besonders die Personalvertreter*innen im Kreuzfeuer der Kritik. Deren Aufgabe ist es bekanntlich, die Interessen der Bediensteten im Sinne eines geregelten und von Fürsorgepflicht geprägten Dienstablaufes zu ermöglichen. Das schmeckt so manchem Vorgesetzten jedoch gar nicht. Mittlerweile hat sich die Situation so verschärft, dass immer mehr der Eindruck des Bossings entsteht. Eine Seite weist der anderen die Schuld zu bis es zu einer Eskalation kommt und der öffentliche Skandal ist wieder mal perfekt.
Das Unglück ist so gesehen schon vorprogrammiert. Die magistratische Dienstgeberin setzt schon seit Jahren auf Kommunikationsschulungen und unterstützt auch in Krisensituationen mit ausgebildeten Fachkräften. Sicher wäre das ein geeigneterer Weg. Auch Führungskräfte dürfen sich weiterentwickeln. Schließlich und endlich sind Dienstgespräche keine Auseinandersetzungen des Mobs auf der Straße. Es wäre wünschenswert eine Kommunikation auf Augenhöhe anzustreben. Alle Menschen haben verdient am
Arbeitsplatz respekt- und würdevoll behandelt zu werden.

Wenn der Gang zur Toilette oder die Einnahme des Essens zur Hürde werden

Corona hat es uns allen schwer gemacht, doch wie sich die Lage im Außendienst zugespitzt hat, ist unvorstellbar. Durch die Schließung der Gastronomie und des Handels war es oftmals nicht einmal mehr möglich auf die Toilette zu gehen oder in Ruhe sein Essen oder ein Getränk zu sich zu nehmen.
Sogar in der wärmeren Jahreszeit im Vorjahr war es eine Herausforderung, doch im heurigen Winter war es zum Haare raufen. Kolleg*innen, welche nicht einmal ein WC aufsuchen konnten und deswegen in der freien Natur ihre Notdurft verrichten mussten, das geht wirklich zu weit. Erst nach vielen Gesprächen und Interventionen wurde das Aufsuchen von magistratischen Bezirksämtern bzw. Polizeistationen ermöglicht. Und das alles im dritten Jahrtausend in einer bekannt kritischen Alltagssituation. Eigentlich menschenunwürdig und mehr als unverständlich. Es handelt sich hierbei sicherlich nicht nur um ein Kommunikationsproblem, denn Dienstanweisungen wie „dann geht ´s halt in ein Einkaufszentrum essen und auf´s Klo“ können ja nicht ernst gemeint sein. – Geschlossen ist geschlossen! Auch Tipps wie “wärmt´s euch halt in den Öffis“ erschienen als wenig hilfreich. Gut, dass die lästige Personalvertretung mit der
Hauptgruppe 1 und dem interimistischen Abteilungsleiter Lösungen fanden und eine wirklich gute Kommunikationsebene entwickeln konnte. Die Vorgesetzten des Bundes hätten uns sicher nicht so unterstützt (Eher am ausgestreckten Arm verhungern lassen). Nicht genügend wäre die Note dafür. Das bleibt bei den Mitarbeiter*innen gut in Erinnerung, wie sie von wem behandelt wurden. Der Magistrat
bemüht sich seiner Fürsorgepflicht nachzukommen, auch wenn es nicht leicht ist und auch da noch Luft nach oben für Verbesserungen ist. Der Bund jedoch – tja da kann sich jetzt jeder und jede seinen eigenen Reim darauf machen.

Demos zu Corona-Zeiten und das Mittel der sozialen Netzwerke

Die MA 67 MitarbeiterInnen werden zu Assistenzdiensten beim Bund/Polizei eingesetzt. Das ist seit 2012 über die Abordnungsform und die 15a Vereinbarung geregelt. Es war nie leicht, doch in Zeiten von Corona ist das gerüttelte Maß total verloren gegangen. Die Kolleg*innen sind vom Außendienst schon an vieles gewöhnt: Beschimpfungen, tätliche Übergriffe, Bedrohungen bis hin zum Anspucken. Jetzt hat
sich die Situation leider so zugespitzt, dass die Dienstgeberin ihrer Fürsorgepflicht nicht mehr nachkommen kann. Für die Zivilbevölkerung ist die eine Uniform von der anderen nicht unterscheidbar. Menschen, die gegen Corona und die Vorgaben des Gesetzgebers auf die Straße gehen, sind ganz oft in persönlichen Ausnahmezuständen. Klares Denken und ein normaler mitmenschlicher Umgang ist total verloren
gegangen. Kann sich die Polizei durch ihre Dienstausrüstung zumindest etwas schützen, sind unsere Kolleg*innen förmlich schutzlos einer außer Rand und Band gewordener Gruppe ausgesetzt. Besonders schlimm wirken sich hier die sozialen Medien aus. Extrem radikale und gewaltbereite Demoteilnehmer*innen liefern sogar Tipps, welche Uniformträger*innen leichte Beute für Gewaltexzesse sind. Da gibt es Eintragungen, die genau den Unterschied der Uniformierten beschreiben und dass die ohne Helm und Schutzwesten leichter zu verdreschen und anzusteigen sind. Tja, die neue Welt ist keine erfreuliche und wenn sogar der Polizeichef von einer hohen Gewaltbereitschaft spricht, ist es nicht mehr nur so dahingesagt oder die Befindlichkeit der „Assistenzdienstler“. Da konnte aber bereits mit unserer neuen Stadträtin eine Vereinbarung getroffen werden: keine Assistenzdienste bei solchen Demos durch die MA 67. Generell ist zu hinterfragen, ob diese Dienste Sinn machen. Die Polizei hat ganz andere Ausbildungsmodule für diese Einsätze bzw. Schutzuniformen. Auch der gesellschaftliche Auftrag der Polizei ist ein anderer, als jener der MA 67. Es passt nicht zusammen. Diese Tätigkeit soll zur Gänze der Polizei vorbehalten sein. Diese Berufsgruppe sind die Fachkräfte/Spezialisten dafür.

Die Wahrheit ist vielmehr

… Schauen wir mal in die Vergangenheit zurück – also auf 2012 – damals war die Idee der Abordnungen zur Polizei und die damit verbundenen Assistenzdienste eine gute Möglichkeit Ressourcen aus zwei Bedienstetengruppen zu vereinen. Nach bald 8 Jahren lässt sich jedoch mit behaupten, dass es ein Überdenken dieser Vereinigung bedarf und womöglich die Installierung von fixen Pooldiensten bzw. eine Scheidung zielführender für alle wäre. Unterschiedliche DienstgeberInnen, unterschiedliche Vorgaben und Arbeitsmethoden, unterschiedliche Führungsansprüche, all das sind die unüberbrückbaren Hürden des Alltages. Es geht schon lang nicht mehr darum, wer besser und gescheiter ist. Die Interessen eines optimalen Dienstablaufes bringen jenen Menschen, die das akkordieren sollen Tag täglich an die persönlichen Grenzen. Oftmals bleiben Ärger, schlechte Laune und Konflikte zurück, die für alle spürbar sind. Unterm Strich passt es in Wirklichkeit weder für den Magistrat noch für die Polizei. Wir haben auch dafür Verständnis, dass ihnen die Strukturen nach so vielen Jahren noch immer nicht vertraut sind und
das Bedürfnis wächst, die Personalvertretung des Magistrats wohin auch immer zu wünschen. Deutlicher kann es nicht mehr sein – eine Lösung muss angestrebt werden. Sicher nicht jene, dass die Polizei ihre Dienstanweisungen über jene des Magistrats stellt und unsere Vorgesetzten übergeht oder außen vorlässt. Eine Möglichkeit wären fixe Pooldienste, mit klaren Strukturen und Regeln, wer Dienstanweisungen gibt. Die Polizei kann bei Zufriedenheit gerne diese KollegInnen fix übernehmen und als eigene Berufsgruppe in
den Bundesdienst stellen. Sicher wäre das für manche MitarbeiterInnen auch wünschenswert und die Vorgesetzten der Polizei müssten sich nicht immer mit uns Magistratlern herumärgern. Die große Lösung wäre jedoch die sinnvolle Trennung der unterschiedlichen Kompetenzen und Zuständigkeiten zwischen Magistrat und Polizei. Ja, es ist nicht leicht diese Wahrheit auszusprechen. Sauberes Arbeiten für die Stadt braucht aber auch Klarheit für die MitarbeiterInnen und für die Bürger und Bürgerinnen. Die Entscheidung ist nicht einfach und die Umsetzung schon gar nicht – aber den Mutigen gehört die Welt und Zufriedenheit haben sich alle in schwierigen Zeiten an ihrem Arbeitsplatz verdient — Magistratler und Polizisten. Reden wir offen darüber – ohne Schuldzuweisungen und ewiges Aufplustern, wer denn nicht
besser und gescheiter wäre.

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