Wir sind uns gegenüber verantwortlich für das Bild, das wir von uns zeichnen. Immer brav und fleißig sein bringt uns nicht weiter.

Leider kommen wir nicht um die Fragestellung, welches Bild wir bereit sind, von unserem Beruf in der Gesellschaft zu zeichnen.

Die liebe, nette Tante aus dem Kindergarten der 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts ist ehrlich gesagt passé. Im elementarpädagogischen Bildungsbereich sind qualifizierte Fachkräfte und erfahrungskompetente Assistenzkräfte sowie sonderpädagogisches Personal tätig. Als erste Bildungsinstitution ist es ganz sicherlich nicht zeitgemäß sich auf eine Betreuungs- und Bildungsinstitution reduzieren zu lassen. Nicht, dass es inhaltlich nicht stimmen würde. Doch der Ton macht die Musik und deshalb muss Bildung immer an erster Stelle stehen. Gerade im Kindergarten zieht sich Bildung über den ganzen Tag durch unser Geschehen. Ich zähle jetzt nicht alle Kompetenzen auf, die es zu vermitteln gilt und zu erwerben, denn das wäre eine Beleidigung für die Leser*innen. Es gilt jedoch einmal mehr festzuhalten, dass ohne unsere Bildungsbasisarbeit die schulische Bildungslaufbahn weniger bis leider manchmal gar nicht erfolgreich ist

Unser Anspruch ist es, jedes Kind nach bestem Wissen und Gewissen zu begleiten, zu fördern und zu ermutigen, die oftmals zerrissene Welt mit all ihren Anforderungen schrittweise wahrzunehmen und ein aufstrebender Teil unserer Gesellschaft zu werden. Deshalb sind wir geradezu verpflichtet Politik und Gesellschaft zu ermahnen, bei dem Thema Bildung immer mit dem elementarpädagogischen Bereich zu starten. Diesen Bereich hervorzuheben und die damit verbundenen Investitionen zu tätigen. Dazu gehört auch, dass man das heiße Eisen wie „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ und Beschwerdemanagement zum Thema macht. Eine moderne wachsende Gesellschaft braucht transparente und verbindliche Spielregeln, um das Miteinander, so schwer es auch manchmal ist, positiv und kooperativ zu gestalten.

Zukunft Kindergarten – Zukunft Personal: Was ist uns die Zukunft wert?

Selbst zu dem Zeitpunkt als die Lehrer*innen täglich in den Medien ihre Bedürfnisse und Forderungen formuliert haben, waren wir als elementarpädagogischer Bereich nicht wirklich vertreten. Gerade so, als würde Bildung erst mit dem Eintritt in die Schule beginnen.

Kein Wunder also, dass immer weniger ausgebildete Pädagog*innen in den Beruf einsteigen bzw. im Beruf über längere Zeit bleiben. Auch die Kindergärten der MA 10 haben mit dieser Entwicklung zu kämpfen und das schon über sehr lange Zeit. Zumindest kann es rückverfolgt werden bis 2010. Damals wurden zusätzliche Urlaubstage für Mitarbeiter*innen ab Gehaltsstufe 17 vereinbart. Bis heute können diese jedoch nicht genützt werden, sondern werden in Form einer Remuneration ausbezahlt, weil ansonsten eine Personallücke entstehen würde, die nicht zu kompensieren ist.

Generell stellt sich oft die Frage, wie in Zeiten wie diesen der Dienst noch aufrecht zu halten ist. Ausgebildetes Fachpersonal fehlt an allen Ecken und Enden. Ausbildungsoffensiven wie „CHANGE“ oder „PICK UP“ halfen nicht wirklich. Genauso wie die Weiterbildung zur pädagogischen Assistenz – alles nette Versuche, aber ohne Nachhaltigkeit.

Das neueste Projekt, Maturant*innen auf der FH in einem Jahr zur Elementarpädagogin auszubilden, wird auch nicht die Lösung der primären Schwachstellen des Systems sein. Solange sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, wird der Alltag nicht entlastet und die Weitergabe der Freude über die Bildungsvermittlung bleibt ein Traum. Zurück bleiben Frustration und Neuorientierung hin zu anderen Berufsfeldern. Da stellt sich die Frage: Wer übernimmt hierfür die Verantwortung?

Mit dem Jahr 2022 kommt eine zusätzliche Herausforderung auf die Abteilung zu. Das Modell der Altersteilzeit ab dem 60. Lebensjahr wird mit Jänner schlagend. Gerade im Bereich der MA 10 gehören viele Mitarbeiter*innen der Babyboomer Generation an. Was sicher nicht sein kann, ist, dass unsere Mitarbeiter*innen wieder aus Personalmangel dieses Modell nicht nützen können werden. Das wäre eine Ungleichbehandlung und nicht tolerierbar. Ob sich schon jemand darüber Gedanken gemacht hat? Die Befürchtung liegt nahe, dass die Verantwortlichen auf ein Wunder hoffen.

Abschließend eine Anmerkung: Entlohnung ist nicht alles!

Frage: Wenn sich nichts ändert, wie soll es dann weitergehen?

Wertschätzung und Respekt ist mit der ausreichenden Personalressource in unseren Institutionen gleichzustellen. Ebenfalls die Möglichkeit der Installierung eines modularen Ausbildungssystems, welches die Tätigkeit in der Grundschule und Sekundarstufe Eins ermöglicht. So entsteht eine gesellschaftliche Sensibilisierung, dass Bildung ganzheitlich zu erfassen und zu begreifen ist. Raus aus der Falle Elementarpädagogik als Einbahnsystem, sondern hin zu einem multifunktionalen Weg. Gerade jetzt, da Politik und Gesellschaft auf Campusmodelle setzt.

Ehrliche Sozialpartnerschaft, also die Verbindung zwischen Mit-arbeiter*innenvertretung, Dienstgeberin und Politik braucht ehr-liche Worte und größtmögliche Transparenz über Anspruch und Wirklichkeit. Keine Fremdfirma kann Institutionen so gut einschätzen, wie das ungeschminkte Erfahrungskapital um die täglichen Anforderungen des Alltages in der Realität. Auch hier ist es kein Geheimnis, dass sich Mitarbeiter*innen gefrotzelt fühlen, wenn Infobögen ausgeschickt werden, in welchen sie gefragt werden, weshalb die Funktionsposten von Leiter*innen und Sonderpädagog*innen nicht so genützt werden, wie sie es könnten.

Wie oft kamen schon Rückmeldungen über unzureichende und nicht mehr zeitgemäße Leiter*innenausbildungen, die überbor-dende administrative Tätigkeit und „Mädchen für alles – Rolle“ oder die nicht implementierbaren pädagogischen Konzepte im sonderpädagogischen Bereich begründet durch personelle Ressourcenarmut.

Warum will denn niemand zuhören? Es gäbe die Antworten auf all diese Fragen. Und ganz ehrlich – Feedbackbögen alleine werden die Welt nicht besser machen. Dienstälteste Mitarbeiter*innen können es schon nicht mehr hören und sind auch müde, immer wieder dieselben Dinge rück zu blenden. Besonders im Wissen, dass es wieder mal nur Kosmetik sein wird. So ist auch die Bau-stelle „Hearings“ zu betrachten. Die Fragen zu ausgeschriebe-nen Standorten sind generalisiert und letztendlich statisch. Die dienstlichen Vorgaben und pädagogischen Konzepte der Stadt wissen alle Anwärter*innen im Schlaf bzw. sind es ganz klar, wo Leitfäden und Infos auf den Dienst – PCs zu finden sind.

Es wäre erfrischend, Individualkonzepte für ausgeschriebene Standorte zu entwickeln und zu präsentieren. Kompetenz und Eigenverantwortung im Sinne des Trägers – das wäre doch mal etwas. Die Führungsaufgaben zu kreieren und neu zu denken sind die Aufgabe der Stunde. Das Miteinander von Führungskräften zu stärken und auszubauen, nicht durch veraltete Strukturen von Hi-erarchie und Eintönigkeit zu dominieren. Mitbestimmung ist nicht zerstörend, sondern qualitätsstärkend. Freude am Tun darf auch Führungskräfte durch den Alltag begleiten. Mit der Unterstützung von Administrationskräften, analog zur Schule, damit unsere Lei-ter*innen wieder mehr Zeit für Personalführung und Entwicklung haben, das wäre die Endausbaustufe. Das muss unsere Vision sein – das Weitergeben des Feuers für unsere Berufung der Bil-dungsübermittlung und nicht die Asche von was auch immer.

Ungleichbehandlung von Bildungsinstitutionen in der Öffentlichkeit

Wer Chancen nicht erkennt, kann diese auch nicht nützen!

In den letzten Monaten hat die Bildungsinstitution Schule so viel mediale Aufmerksamkeit bekommen, wie schon lange nicht. Von Anbeginn haben sich die „Lehrer*innen“ und Direktor*innen zu Wort gemeldet. Ob es nun die Testungen, der Präsenzunterricht oder die gesundheitsfördernde Distanz war – immer klare Wor-te und mit Unterstützung ihrer Personalvertretung und Gewerk-schaft. Klare Regeln in Pandemiezeiten und auch damit verbun-dene Abgrenzungen zum Schutz aller, wurden in Verbindung zum Bildungsauftrag im Sinne der Schulpflicht gesetzt. Auch wenn die Politik und der Druck von Eltern spürbar waren, das gewohnte System zu leben, haben sich die Bildungsverantwortlichen des Alltags über weite Strecken durchgesetzt. Was hier bitter aufstößt ist, dass die elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen kaum genannt wurden, allenfalls wenn es um die Aufsicht – also Tagesversorgung der Jüngsten – ging. Weshalb kommt niemand auf die Idee sich mit der Interessenvertretung der Lehrer*innen zusammenzuschließen und gemeinsam aufzutreten?

Warum macht sich das Gefühl breit, dass wir uns als Bildungsin-stitution immer öffentlich rechtfertigen müssen. Raus aus der Defensive ist doch die schlüssige Konsequenz. Dieser Schritt wäre richtungs- und zukunftsweisend. Nicht das Jammern über „das Übersehen werden“ hilft uns weiter, sondern ein „Schultern hoch“ – ohne uns sind die Perspektiven mehr als diskussionswürdig. Gerade die Pandemie hat gezeigt, welche großen unablässigen Teile die elementarpädagogischen Bildungsinstitutionen in der Gesellschaft darstellen. Menschen die sich für die Bildungsarbeit mit den Jüngsten unserer Gesellschaft entscheiden sind Allrounder*innen und wahre Ressourcenkünstler*innen und auch in den schlimmsten Zeiten wahre Glücklichmacher*innen.

Es ist Zeit für ein neues Image in der Öffentlichkeit von allen Sei-ten: Politik, Dienstgeberin und Interessenvertretung. Eintagsflie-gen in Form von Kleinbeiträgen in den Medien und nette Folder und Presseaussendungen werden nicht alleine die Lösung sein. Medienarbeit muss einen viel größeren Stellenwert darstellen. Wir brauchen uns nicht verstecken, wenn es um die Transparenz in der Darstellung unserer Leistungen geht. Denn wer in der Öffentlichkeit nicht präsent ist, den gibt es nicht. Elementarpädagogik ist ein Thema, das alle angeht. Die Erhöhung der finanziellen Mittel, der damit verbesserte Ausbau und die Aufstockung des Personals sowie eine gesellschaftsrelevante Bezahlung sind unsere Aufträge an die Politik.

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